Im November 1913 gründeten einige Kirchgemeindeglieder von Stalden unter der Führung des damaligen Kirchgemeindepräsidenten Jakob Graf (Lehrer der bis zu 70-köpfigen Gesamtschule Häutligen, dazu Gemeindeschreiber und „Gemeindevater“) den Kirchenchor Stalden, der im Jahre 1914 sein Wirken aufnahm. Den Anstoss zu dieser Gründung gab der Kirchenchor Schlosswil, der kurz zuvor in der Kirche Stalden den Gottesdienst bereichert hatte. Zu den Gründungsmitgliedern gehörte unter anderem Frau Pfarrer Dürrenmatt, die Mutter des Schriftstellers Friedrich Dürrenmatt.
Der Anfang
Die Leitung übernahm Oskar Wenger (1891-1922), der als junger Lehrer an der neuerdings dreiteiligen Schule Stalden tätig war. Der Kirchenchor hatte sich zwei Aufgaben gestellt, für welche sich die Sängerschar von Anfang an – und bis heute – intensiv einsetzte: Die Mitwirkung in Gottesdiensten und die Aufführung grösserer, geistlicher Werke.
Die ersten grossen Chorwerke
Als im April 1922 der junge Oskar Wenger einige Tage nach seinem letzten Auftritt mit dem Kirchenchor Stalden starb, übernahm Hans Röthlisberger (1894-1982), damals Lehrer im Schulhaus Konolfingen-Dorf, das Amt des Dirigenten. Der Chor entfaltete nun eine rege Tätigkeit: zehn bis fünfzehn Mal sangen die Mitglieder jährlich in der Kirche und sie studierten daneben höchst anspruchsvolle Werke ein, so etwa „Die Schöpfung“ von Joseph Haydn oder den ersten Teil des Oratoriums „Paulus“ von Felix Mendelssohn. Bis zur Einweihung der renovierten Kirche Konolfingen am 12. März 1939 dirigierte Hans Röthlisberger den Chor.
Schwierige Kriegszeit
Dann übergab er ihn mit etwa 30 Aktivmitgliedern an Arnold Gasser (1905-1984), damaliger Primarlehrer in Ursellen. In den Kriegsjahren war der Chor so gut als möglich liturgisch aktiv: Oft war der Dirigent im Militärdienst und musste durch einen Vizedirigenten vertreten werden und es waren in dieser Zeit meistens Männerstimmen abwesend. Arnold Gasser prägte während 32 Jahren mit seiner bescheidenen, musikalisch sorgfältigen Art den Chor. Sein grosser Einsatz zeigt sich auch darin, dass er als Dirigent noch während 18 Jahren Protokoll-Sekretär des Chors war! Ab 1950 wurden wieder regelmässig konzertante „Abendmusiken“ durchführt und am 19. April 1964 feierte der Chor sein 50-jähriges Bestehen.
Im Dienste der Liturgie
Im Sommer 1971 übernahm Fritz Bürki (1914-1990), Sekundarlehrer in Konolfingen, den Chor. Jährlich wurde jetzt sechs- bis achtmal im Gottesdienst gesungen und es fand jeweils eine „Abendmusik“ statt. Herausragende Ereignisse waren die Aufführungen von Händels „Messias“ im Mai 1977 und Mozarts „Krönungsmesse“ im März 1981.
Neue Ideen
Seit Ostern 1984 leitet nun Peter Knecht (1956*), Chorleiter SMPV und ehemaliger Primarlehrer der Schule Stalden, den Chor. Zur Zeit singt der schon lange über 50 Aktivmitglieder zählende Chor zehnmal im Gottesdienst und führt jährlich ein Chorkonzert auf. Ab 1989 fand jedes Jahr ein Probe-Wochenende auswärts statt. Peter Knecht baute die Zusammenarbeit mit dem Katholischen Kirchenchor und dem Orchester Konolfingen kontinuierlich auf. So reiste zum Beispiel der Reformierte Kirchenchor dreimal zusammen mit dem Orchester Konolfingen nach Ischia/Italien und führte dort Chorkonzerte auf (2009/2013/2018).
Ökumene
Die ökumenische Zusammenarbeit der Chöre begann 1988 mit Sheila Schön-Kirby. Nachher fand mindestens alle zwei Jahre unter verschiedensten Dirigenten ein gemeinsamer Auftritt statt. Als der Katholische Kirchenchor Konolfingen-Münsingen Ende 2014 nach der Kündigung seines letzten Dirigenten Franz Kohler den Betrieb einstellte, wechselten 2015 vierzehn SängerInnen in den Reformierten Kirchenchor Konolfingen. Seither nennt sich die ökumenische Chorvereinigung „Kirchenchor Konolfingen“ und tritt nun regelmässig auch in den katholischen Kirchen Konolfingen und Münsingen im Gottesdienst auf.
Höhepunkte
Herausragende Konzerte unter der Chorleitung von Peter Knecht waren das Festkonzert zum Jubiläum „700 Jahre Eidgenossenschaft“ im Juni 1991, die Aufführung von Haydns „Schöpfung“ im Mai 1994 und die Uraufführung von Heinz Martis Kantate „Christliche Kleinbürger“ im Jahre 1998. In bester Erinnerung blieben aber auch folgende Werke: Das „Weihnachtsoratorium“ und die „Johannes-Passion“ von Bach, die „Jahreszeiten“ von Haydn, die „Chor-Messe in D-Dur“ von Hummel (Diplom-Prüfung von Peter Knecht 2003), das „Oratorio de Noël“ von Saint-Saëns, die beiden Totenmessen von Mozart und Brahms, die „Messe solennelle“ von Charles Gounod (Jubiläumskonzert 100 Jahre Kirchenchor 2014, zusammen mit dem Orchester Konolfingen), das Oratorium „Elias“ von Felix Mendelssohn, die „Misatango“ von Martin Palmeri und die „Missa di Gloria“ von Puccini.
Erweiterung der Musikstile
Es fanden aber auch Chorkonzerte mit der bolivianischen Gruppe „Los Kusis“, mit Iwan Rebroff oder Gemeinschaftskonzerte mit der Musikgesellschaft Konolfingen oder dem Jodlerquartett Weingart statt. Zudem organisierte und leitete Peter Knecht im Rahmen seiner Kirchenchorleiter-Tätigkeit von 2000 bis 2019 gesamthaft zwanzig Gospel-Workshops mit namhaften Solistinnen (Hedreich Nichols, Nanni Byl, Rhonda Dorsey, Carmen Fenk und Nina Gutknecht).